SUZUKI

1984Stoff an Kupferstange202 x 123 x 6 cmDas Tuch SUZUKI (1984, vgl. Abb. S. 58) hängt wie ein Bild an der Wand, ist aber, da es sich um eine Fahne handelt, ein plastisches Werk. Fahnen sind Feldzeichen und als solche Sinnbilder sowohl der Zusammengehörigkeit als auch der Abgrenzung. Der Bildhauer Vaclav Pozarek spricht mit Bezug auf diese Arbeit von einer Fahne für alle. Auf das Tuch aus schwarzem und rotem Damast mit eingewobenem Löwen- und Bärenmuster ist in Kyrillisch das japanische Wort für Ordnung, SUZUKI, appliziert. Indem Pozarek den Begriff der Ordnung für diese Arbeit aufgreift und dabei auf verschiedene für seine eigene Lebensgeschichte prägende kulturelle und politische Systeme verweist, thematisiert und befragt er einerseits die Funktion der Fahne, nämlich klare Orientierung zu gewährleisten, andererseits erinnert er durch den hohen Formalisierungsgrad daran, dass Kunst dort beginnt, wo sich technische Fertigkeit und konzeptionelle Leistung zu einer eigenen ästhetischen Ordnung verbinden. Das Zeichnen und Kolorieren der Arbeiten aus der Werkreihe der Fassaden ist ein handwerklicher Prozess, der Geschicklichkeit, Präzision, Konzentration und Ausdauer verlangt. Die Architekturparaphrasen sind die künstlerische Essenz unterschiedlicher Aktivitäten, durch die das Schaffen Pozareks bestimmt ist: das Fotografieren architektonischer Bauten und Bauteile sowie von Kunstwerken an ihrem Ausstellungsort, das Sammeln von Fotografien, Grafiken, Büchern und Dokumenten zur Kunst und Kulturgeschichte oder die Arbeit als Buch- und Ausstellungsgestalter. Die gezeichnete und farbig lavierte Quaderung der Fassade erschliesst der abstrakten Zeichnung die Dimension der Architektur. Das freie Spiel von Licht und Schatten auf den dargestellten Steinen trägt zur Komplexität und Lebendigkeit der Gesamterscheinung des Bildes bei und unterstreicht durch seine Selbstreferenzialität die Autonomie der Arbeit. Roman Kurzmeyer